Wendehalsprojekt im NABU Kreis Bergstraße
Hilfe für den Wendehals! – Paten für Schutzprogramm gesucht!
Der Wendehals – Ein kurzer Artensteckbrief
Der Wendehals (Jynx torquilla) ist als einziger Vertreter aus der Familie Spechte (Picidae) anatomisch nicht an das Klettern an senkrechten Baumstämmen und das Zimmern von Baumhöhlen angepasst. Anders als seine Verwandten, ist der Wendehals ein Zugvogel und verbringt die Wintermonate auf der iberischen Halbinsel und Nordafrika. In der Regel kehrt die Spechtart Mitte April bis Anfang Mai aus den Winterquartieren nach Mitteleuropa zurück. Ab Mitte Mai legt der Wendehals gewöhnlich sieben bis 11 Eier in Baumhöhlen oder Nistkästen. Die Brutdauer beträgt in der Regel 12 bis 14 Tage. Für die Aufzucht der Nestlinge werden vorwiegend Ameisenpuppen verfüttert, die auf offenen Böden mit einer lückigen Vegetationsdecke erbeutet werden. Im Alter von 20 bis 22 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest und bleiben dann noch mindestens eine Woche im Familienverband zusammen.
Der Vogel des Jahres 1988 erhielt seinen Namen aufgrund seines besonderen Verhaltens, das er bei Gefahr zeigt. Diese als „Schlangenmimikry“ bezeichnete Abwehrreaktion ist durch langsames Kopfdrehen, Zischlaute, Spreizung der Schwanzfedern und gesträubte Kopffedern gekennzeichnet.
Vorkommen und Bestand des Wendehalses in Hessen
In der Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten Hessens wird die Art als „vom Aussterben bedroht" (Kategorie 1) geführt. Aktuelle Bestandsschätzungen gehen von 200 bis 300 Paaren in Hessen aus. Der Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt in Südhessen in dem EU-Vogelschutzgebiet „Wälder der südlichen hessischen Oberrheinebene“, zwischen den Kommunen Bürstadt, Einhausen, Lampertheim, Lorsch und Viernheim. Mit geschätzten 100 bis 130 Brutpaaren beherbergt der Kreis Bergstraße mehr als ein Drittel des für Hessen geschätzten Gesamtbestandes von 200 bis 300 Wendehalsrevieren und besitzt daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Art in unserem Bundesland.
Vorkommen des Wendehalses im Kreis Bergstraße
Im Kreis Bergstraße tritt der Wendehals zur Brutzeit in der Regel nur vereinzelt auf und ist durch seine Tarnung und Lebensweise sehr unauffällig. Lokal hohe Bestandsdichten und eine regelmäßige Bruttradition sind seit Jahrzehnten für die „Viernheimer Waldheide“ und das Meerbachtal bekannt. Hier werden Wendehalsbruten jährlich in Nistkastenrevieren erfasst.
Überdies zählt die Viernheimer Heide zu den am intensivsten untersuchten Gebieten für das Auftreten der Art in Hessen. Die Ergebnisse dieser langjährigen Untersuchungen dienten als wissenschaftliche Grundlage für das kürzlich erstellte Artenhilfskonzept im Auftrag der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (siehe Literatur).
Notwendigkeit eines großflächigen Schutzkonzepts für den Wendehals
Populationsdynamische Studien zeigen, dass sich Nachkommen von Wendehalsbruten eher außerhalb ihres Geburtsortes in geeigneten Gebieten ansiedeln. Daher ist die zukünftige Bestandsentwicklung im Kreis Bergstraße eng mit einem großflächigen Schutzkonzept verknüpft, das über lokale Maßnahmen in Schwerpunktgebieten hinaus reicht.
Der NABU Kreisverband Bergstraße möchte ein kreisweites Programm für den Schutz und die Erfassung von Wendehälsen initiieren und ist auf Ihre Unterstützung angewiesen!
Wendehals-Paten im Kreis gesucht!
Der NABU Kreisverband möchte für das Schutzprogramm das Wendehals-Vorkommen im Kreis Bergstraße erfassen und ist an folgenden Informationen interessiert:
· Wo konnten in der Vergangenheit Wendehälse zur Brutzeit beobachtet werden?
· Wo gibt es betreute Nistkastenreviere mit festgestellten Wendehalsbruten?
Dank zahlreicher Studien sind seine Lebensraumansprüche und die limitierenden Faktoren bestens bekannt: Lückige Vegetation mit Zugang zu Ameisennestern und ein ausreichendes Angebot an Nisthöhlen. Diese wertgebenden Eigenschaften können in verschiedenen Lebensräumen im Kreis Bergstraße vorkommen. Als Potentialgebiete bieten sich dabei auch Intensivkulturen wie Rebflächen an der südhessischen Bergstraße an, die einen hohen Anteil offener Böden aufweisen und mit Nisthöhlen zusätzlich aufgewertet werden könnten.
· Wer möchte das Wendehals-Schutzprogramm mit der Installation und Kontrolle von Nistkästen in geeigneten Potentialgebieten unterstützen?
· Als Pate für ein Gebiet kontrollieren Sie Anfang Juni, zum Zeitpunkt des Schlupfes der Jungvögel, Ihre betreuten Nistkästen und melden Wendehalsbruten an den Projektkoordinator.
Kontaktperson beim NABU Kreisverband für das Wendehals-Schutzprogramm
Der Projektkoordinator Christian Zurek im NABU Kreisverband würde sich sehr über Ihre Unterstützung des Schutzprojektes freuen!
Kontakt: Wendehals@nabu-bergstrasse.de
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Literatur
Detaillierte Informationen über die Bestandssituation des Wendehalses in Hessen und zu gezielten Fördermaßnahmen finden Sie auf der Internetseite der Staatlichen Vogelwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland unter der Rubrik Downloads. Hier stehen das umfangreiche Artenhilfskonzept und das Maßnahmenblatt kostenlos zum Download zur Verfügung.,
Alle Bilder von Christian Zurek